Umesterung
Das
am meisten verbreitete Verfahren zur Anpassung von Pflanzenöl an konventionelle
Dieselmotoren ist die Umesterung zu Fettsäure-Methylester.
Chemische
Grundlagen
Bei
der Umesterung wird das relativ hoch-molekulare Triglycerid in
niedrig-molekulare Verbindungen gespalten, die den Molekülen aus denen herkömmlicher
Dieselkraftstoff besteht wesentlich ähnlicher sind als das Triglycerid, dem
Grundbaustein von Pflanzenölen. Der dreiwertige Alkohol des Pflanzenöls
(Glycerin) wird dabei durch drei einwertige Alkohole (meist Methanol) aus der
Esterverbindung verdrängt. Da die ursprüngliche Bindungsform d. h. die
Esterbindung erhalten bleibt, spricht man von Umesterung. Mindestqualitätsanforderungen
an diesen Kraftstoff sind in der Biodieselnorm DIN EN 14214 festgelegt.
Die
Reaktion von Rapsöl und Methanol zu RME und Glycerin ist eine
Gleichgewichtsreaktion, die zum Stillstand kommt, wenn etwa zwei Drittel der
Ausgangsstoffe reagiert haben. Um die Ausbeute bei der grosstechnischen
Umsetzung zu erhöhen, kann ein Reaktionsprodukt im Überschuss (meist Methanol)
verwendet werden. Der Methanolüberschuss darf jedoch nicht beliebig hoch sein,
da Methanol ansonsten als Lösungsvermittler wirkt und sich dadurch Glycerin
nicht als schwerere Phase absetzen kann.
Für
die Reaktion ist anfangs eine sehr gute Vermischung der Komponenten notwendig,
da die Löslichkeit von Methanol in Pflanzenöl relativ gering ist. Am Ende der
Reaktion muss dann die Glycerinphase, die sich aufgrund des Dichteunterschieds
im Reaktor absetzt, abgeschieden werden. Diese Abtrennung muss schnell und
vollständig realisiert werden, um Rückreaktionen zu verhindern. Gleichzeitig
wird ein grosser Teil des nicht reagierten Methanols abgetrennt.
Ohne
Katalysator läuft die Umesterungsreaktion bei Umgebungstemperatur nur sehr
langsam ab. Erst bei Temperaturen über 300 Grad wäre eine technisch nutzbare
Geschwindigkeit zu erreichen. Daher erfolgt die Reaktion immer unter Einsatz
eines Katalysators. Bei vollraffinierten Ölen (sehr geringe Konzentrationen an
freien Fettsäuren) ist die erforderliche Katalysatormenge mit 0,01 bis 0,1 %
der umzuesternden Menge relativ gering. Als Katalysatoren sind Alkali-Metalle
(z. B. Natrium, Kalium), Alkali-Hydroxide (z. B. NaOH, KOH) und
Alkali-Alkoholate (z. B. Na-Methylat) geeignet. Nach der Umesterung wird der
Katalysator nicht mehr benötigt und muss neutralisiert werden. Vor der weiteren
Verwendung müssen Roh-RME und Roh-Glycerin aufbereitet werden; dabei kann das
Glycerin – je nach Aufwand der Aufarbeitung – eine Reinheit von 80 bis 90 %
oder auch Pharma-Qualität erreichen.
Diskontinuierliche
Verfahren
Die
diskontinuierlichen Verfahren zur Umesterung ermöglichen eine einfache
Umstellung auf unterschiedliche Rohstoffquellen. Der Verfahrensablauf ist
insgesamt jedoch sehr zeitaufwendig, da für das Öl aufwendige
Raffinationsschritte und zudem zahlreiche Neutralisations- und Trennschritte
erforderlich sind.
Kontinuierliche
Verfahren
Das
Grundschema der diskontinuierlichen Umesterung bleibt bei kontinuierlichen
Verfahren gültig, es variieren aber die Prozessbedingungen, die Reihenfolge der
Verfahrensschritte und die Anforderungen an die Eingangsprodukte.
Bei
kontinuierlichen Umesterungsverfahren erfolgt die Reaktion in der Regel
zweistufig. Die Strömungsgeschwindigkeit ist so niedrig, dass sich im Sumpf des
Reaktors eine Glycerinphase absetzt. Eine weitere Glycerinabscheidung erfolgt in
einem Absetzbehälter. Die Esterphase wird dann nach der Entmethanolisierung in
einer zwei- oder dreistufigen Wäsche in Waschseparatoren gereinigt.
Kontinuierliche
Umesterungsverfahren ermöglichen einen einfachen und kontinuierlichen Betrieb,
grosse Verarbeitungskapazitäten, niedrige Prozesstemperaturen (Raumtemperatur),
die Erzeugung hochwertiger Kuppelprodukte (Glycerin) und eine teilweise
Mischnutzung von Pflanzenöl mit Altfettanteilen von rund 35 % des
Gesamtmaterialeinsatzes.
Sehr
geringe Anforderungen an die Reinheit des Öls (nur Entschleimung notwendig)
werden bei der Druckmethanolyse gestellt. Es erfolgt eine einstufige Umesterung
bei einem höheren Druck (50 bar) und deutlich höheren Temperaturen (200 Grad).
Wesentliche Vorteile bestehen in der Mitveresterung der vorhandenen freien Fettsäuren
und in den kurzen Reaktionszeiten. Von Nachteil sind der hohe Energieaufwand und
der erforderliche Spezialkatalysator.
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