Biodiesel
aus tierischen Fetten
Die
Umesterung von tierischen Fetten zu Biodiesel gestaltet sich nicht viel anders
als die Verarbeitung pflanzlicher Öle zu Biodiesel. In der Regel lässt sich
hierzu der ein-stufige Prozess der Biodieselherstellung auf Basis eines
alkalischen Katalysators Kaliumhydroxid (KOH)
und Methanol verwenden. Es ist jedoch zu erwähnen, dass dieser Biodiesel sehr
schnell dickflüssig wird und somit nur während den warmen Monaten, wenn die
Temperaturen über 20°C liegen, genutzt werden kann.
Ansonsten muss der Tank geheizt und ebenfalls isoliert werden, damit der
Biodiesel flüssig bleibt.
Aufgrund
der stofflichen Konsistenz dieses tierischen Rohstoffes – tierische Fette sind
abgesehen von Fischöl bei Zimmertemperatur fest – ist jedoch die Umesterung
zu Biodiesel mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. Neben einem sehr hohem
Schmelzpunkt, der je nach Tier, von dem das Fett gewonnen wurde, zwischen 40 und
50 Grad liegt, gilt es allerdings bei der Verarbeitung tierischer Fette auch
noch einige andere praktische Hinweise zu beachten. Nachfolgend wird anhand
eines Liters tierischen Fett die Umesterung im Detail aufgezeigt.
Wie
bei pflanzlichen Ölen stellt uns auch bei tierischen Fetten die Verarbeitung
frischer Rohstoffe vor die wenigsten Probleme. Im Gegensatz zu den bei
Zimmertemperatur flüssigen Pflanzenölen reagieren allerdings die tierischen
Fette während der Umesterung zu Biodiesel sehr viel sensibler auf zu viel
alkalischen Katalysator. Der Bereich, in dem also ein völliges Verseifen durch
zu viel Katalysator verhindert aber trotzdem genug Katalysator für eine vollständige
Umesterung bereitgestellt wird, ist sehr klein. Bei der Verarbeitung tierischer
Fette zu Biodiesel ist deshalb die exakte Bestimmung für eine vollständige
Umesterung notwendigen Katalysatormenge entscheidend. Dabei ist zu beachten,
dass der Anteil in den tierischen Fetten eventuell vorhandenen Freien Fettsäuren
(free fatty acids - FFA) unter 1 % liegen muss.
Wie
bereits in der Einleitung erwähnt wurde, besitzt jedes Öl- oder Fettmolekühl
drei Fettsäuren, die mit einem Glycerinmolekühl verbunden sind. Während der
Umesterung werden die drei Fettsäuren durch die Gegenwart eines Katalysator vom
Glycerin abgespalten und mit jeweils einem Methanolmolekühl zu drei
Methylestern verbunden. Aufgrund von temperaturbedingten Abbauprozessen können
sich jedoch bereits zuvor einzelne dieser Fettsäuren vom Glycerin lösen. Diese
vom Glycerin losgelösten Fettsäuren sind die so genannten Freien Fettsäuren.
Steigt
der Anteil der Freien Fettsäuren aufgrund von Alter und Temperatureinwirkungen
mit der Zeit auf über 1 %, ist der Bereich, in dem eine Gel-Bildung durch zu
viel Katalysator unterbunden aber dennoch ausreichend Katalysator für eine
vollständige Umesterung zur Verfügung gestellt wird, so eng, dass dieser
aufgrund von Messungenauigkeiten praktisch nicht eingehalten werden kann. Bei
der Verarbeitung tierischer Fette mit einem Anteil von über 1 % Freier Fettsäuren
kommt es dann im ein-stufigen Verfahren entweder zu einem völligen Verseifen
oder zu einer unvollständigen Umesterung. Während ersteres in jedem Fall zu
vermeiden ist, ist letzteres noch akzeptable, da bei Erkalten des Gemischs das
unvollständig umgeesterte Fett ausflockt und sich durch Filtration oder
Zentrifugation oder einfach durch Abschöpfen von dem aus tierischem Fett
gewonnen Biodiesel trennen und dann dem Prozess der Umesterung wieder zurückführen
liesse.
Um
jedoch auch bei tierischen Fetten mit einem Anteil von über 1 % Freier Fettsäuren
eine vollständige Umesterung zu erzielen, ist es notwendig, den zwei-stufigen
Prozess der Biodieselherstellung zu verwenden. In einem ersten Schritt wird dazu
unter Hinzugabe von Schwefelsäure und Methanol zuerst der Anteil der Freien
Fettsäuren reduziert. Liegt dann der Anteil der Freien Fettsäuren unter 1 %,
kann in einem zweiten Schritt die Umesterung auf Basis eines alkalischen
Katalysators wie Natriumhydroxid (NaOH) oder Kaliumhydroxid (KOH) und Methanol
erfolgen. Der Vorteil des zwei-stufigen Verfahrens ist, dass dadurch eine
praktisch vollständige Umesterung stattfinden kann und die Ausbeute an
Biodiesel sehr hoch ist. Der Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch, dass
Schwefelsäure als Katalysator nur sehr langsam wirkt und der Prozess viel
länger dauert, welches die Betriebskosten – das tierische Fett muss durch Wärmezufuhr
flüssig gehalten werden – steigen und die in der gleichen Zeit produzierbare
Menge an Biodiesel sinken lassen.
Einfacher,
schneller und damit sowohl kostengünstiger als auch produktiver ist es also,
bei der Verarbeitung tierischer Fette von vornherein einen frischen Rohstoff zu
verwenden, der in jedem Fall unter 1 % Freier Fettsäuren enthält. Aufgrund der
hohen Lagerkosten – Lagertanks für tierische Fette müssen unter Umständen
beheizt werden, um den tierischen Rohstoff pumpfähig zu halten – ist es
jedoch ohnehin empfehlenswert die Produktionskapazitäten eng auf die
Rohstofflieferungen abzustimmen, so dass längere Lagerzeiten, damit verbundene
Abbauprozesse und folglich ein Ansteigen des Anteils der Freien Fettsäuren
verhindert werden.
Das
Verfahren der Umesterung tierischer Fette mit einem Anteil von unter 1 % Freier
Fettsäuren sieht im ein-stufigen Prozess der Biodieselherstellung, wie folgt,
aus:
Titration:
Bestimmung der Freien Fettsäuren
Die
Titration dient der genauen Bestimmung der Menge an Natriumhydroxid (bzw.
Kaliumhydroxid), die dazu erforderlich ist, alle im Rohstoff eventuell
vorhandenen Freien Fettsäuren zu neutralisieren. Die Neutralisation der Freien
Fettsäuren erfolgt dadurch, dass sich diese zusammen mit der Lauge (Natriumhydroxid
oder Kaliumhydroxid) und Wasser zu Seife binden. Über die zur Neutralisation
der Freien Fettsäuren notwendige Menge an Natriumhydroxid (bzw. Kaliumhydroxid)
lässt sich dann wiederum eine Aussage treffen, wie hoch der prozentuale Anteil
dieser Freien Fettsäuren im verwendeten Rohstoff ist.
Zum
Zweck der Bestimmung des Anteils der Freien Fettsäuren lassen sich tierische
Fette auf die gleiche Weise wie flüssige Pflanzenöle titrieren.
Es
ist wichtig die Menge an tierischen Fetten exakt abzumessen, da die Menge an
Katalysator, die für eine vollständige Umesterung notwendig ist, genau darauf
abzustimmen ist.
tierisches
Fett im kalten Zustand
Erwärmen des Fettes auf einer Hitzequelle (gleichmässig durch Rühren).
Zwischen 40 und 50 Grad beginnen die Fette zu schmelzen. Vollständig
geschmolzen sind sie, wenn im flüssigen Fett keine Flocken oder ähnliches zu
erkennen sind.
langsam
schmelzendes tierisches Fett
Kontrollieren
Sie die Temperatur mit einem Thermometer. Die Temperatur sollte nun zwischen 50
und 60 Grad betragen.
Nachdem
die tierischen Fette vollständig geschmolzen sind, nehmen Sie das Becherglas
von der Hitzequelle.
vollständig
geschmolzenes tierisches Fett
Für
eine vollständige Umesterung notwendige Menge an Methanol beträgt auch im Fall
der tierischen Fette immer zwischen 20 und 22 % des Volumens des zu verarbeiten
beabsichtigten Rohstoffes.
Achten
Sie beim Umgang mit Methanol auf ausreichend Ventilation durch zum Beispiel
offene Fenster!
Wiegen
Sie nun 3,5 g Natriumhydroxid (NaOH) plus die durch die Titration bestimmte und
damit für die Neutralisation der Freien Fettsäuren erforderliche Menge ab und
geben es zu dem Methanol.
Da
sich tierische Fette unter Verwendung des einstufigen Verfahren der
Biodieselherstellung nur mit weniger als 1 % Freier Fettsäuren verarbeiten
lassen, darf die zusätzliche Katalysatormenge folglich 2 g Natriumhydroxid pro
Liter tierisches Fett nicht überscheiten.
Schwenken
und rühren Sie das Methanol mit dem Natriumhydroxid solange bis sich der
Katalysator vollständig im Methanol gelöst hat. Beachten
Sie, dass sich der Katalysator nur langsam im Methanol löst.
Wenn
sich der Katalysator vollständig im Methanol gelöst hat und keine Körner mehr
zu erkennen sind, stellen sie das Becherglas mit den tierischen Fetten zurück
auf die Herdplatte.
Messen
Sie die Temperatur und erwärmen die tierischen Fette gegebenenfalls wieder auf
ungefähr 55 Grad.
.
Unter
ständigem Rühren geben Sie nun das Methanol mit dem darin gelösten
Katalysator zu dem warmen Fett in das Becherglas.
Erhöhen
Sie deshalb durch Wärmezufuhr die Temperatur des Gemischs wieder auf circa 55
Grad und rühren dabei ständig. Das Gemisch soll sich auf diese Weise wieder
vollständig verflüssigen. Kontrollieren Sie dabei ständig die Temperatur. Es
muss jedoch darauf geachtet werden, dass die Temperatur nicht über 60 Grad
ansteigt. Zwar ist ein Temperaturanstieg von 10 Grad mit einer Verdopplung der
Reaktionsgeschwindigkeit verbunden, aber leider verdampft Methanol bereits bei
einer Temperatur von über 60 Grad. Dies ist in jedem Fall zu verweiden, weil
zum einen Methanoldämpfe sowohl gesundheitsgefährdend sind als auch eine hohe
Explosionsgefahr darstellen und weil zum anderen verdampftes Methanol nicht mehr
für die Umesterung zur Verfügung steht.
Nachdem
sich das Gemisch wieder vollständig verflüssigt hat, halten Sie unter ständigem
Rühren die Temperatur zwischen 50 und 55 Grad.
Rühren
Sie nun das Gemisch ungefähr 10 Minuten lang. Achten Sie währenddessen darauf,
dass die Temperatur weder unter 50 Grad fällt noch über 55 Grad steigt. Während
dieser Zeit vollzieht sich die so genannte Umesterung (Transestrification)!
Durch
die Anwesenheit des Katalysators werden jetzt die drei Fettsäuren vom Glycerin
abgespalten und mit jeweils einem Methanol verbunden. Die Produkte dieser
Reaktion sind drei Methylester (Biodiesel) und ein Glycerin.
*
Nachdem Sie etwa 10 Minuten lang kräftig gerührt haben, können Sie das
Becherglas von der Hitzequelle nehmen und den aus tierischen Fetten gewonnenen
Rohbiodiesel zum Sedimentieren stehen lassen.
Aufgrund
einer höheren Dichte wird sich nun das Glycerin vom Biodiesel trennen und am
Boden des Gefässes ansammeln.
nach
kurzer Zeit des Sedimentierens
Praktischer
Hinweis: Um ein vorzeitiges Auskühlen zu verhindern, bietet es sich an, das
Becherglas mit dem Rohbiodiesel in ein temperiertes Wasserbad zu stellen.
Dadurch dass, die Temperatur des Wasserbades in etwa der im Becherglas
entspricht, kühlt der Biodiesel langsamer aus und das Glycerin kann sich durch
Sedimentieren schneller und vollständiger vom Biodiesel trennen.
nach
abgeschlossener Sedimentation
Nach
der durch Sedimentation erfolgten Trennung des Biodiesels vom Glycerin ist
dieser aus tierischen Fetten gewonnene Biodiesel zur Weiterverbreitung bereit
und kann auf die bekannte Weise mit Wasser gewaschen werden. Beim Waschen ist
jedoch darauf zu achten, dass das Waschwasser vorsichtig auf die Oberfläche des
Biodiesel gesprüht wird, um der Bildung einer Emulsion vorzubeugen. Nach dem
Waschen ist der Biodiesel solange zu trocken bis er wieder vollständig klar
geworden ist und sich eine hinter das Glasgefäss gehaltenen Zeitung lesen lässt.
Im
Fall der tierischen Fette verhält sich das Glycerin als Nebenprodukt der
Umesterung anders als das aus pflanzlichen Ölen erzeugte Glycerin. Im Gegensatz
zu Pflanzenölen ist das aus tierischen Fetten gewonnene Glycerin genau wie das
aus Palmöl auch bei Zimmertemperatur fest. Nach dem Prozess der Umesterung
tierischer Fette zu Biodiesel sammelt sich das Glycerin aufgrund seiner höheren
Dichte am Boden an. Kühlt nun das Gefäss samt seines Inhalts aus, wird das
Glycerin fest und kann nicht mehr wie bei pflanzlichen Ölen im kalten Zustand
abgelassen werden. Durch ein erneutes Aufwärmen des Glycerins lässt sich
dieses jedoch wieder verflüssigen. Bei der Verarbeitung tierischer Fette zu
Biodiesel erfordert dieser Umstand deshalb bei der Sedimentation besondere
Beachtung.
erstarrtes
Glycerin
Auch
unterscheidet sich der aus tierischen Fetten gewonnne Biodiesel, was seinen
Stockpunkt angeht, von aus Pflanzenölen erzeugtem Biodiesel. Dies ist ein
Umstand, der selbst auf aus verschiedenen Ölpflanzen gewonnenem Biodiesel
zutrifft. So liegt der Punkt, bei dem der Biodiesel aufgrund tiefer Temperaturen
langsam fest wird und sich infolgedessen nicht mehr durch die Filter pumpen lässt,
bei unterschiedlichen Ölpflanzen, aus denen der entsprechende Biodiesel
gewonnen wurde, auch unterschiedlich hoch. Bei aus tierischen Fetten gewonnenem
Biodiesel liegt dieser Punkt hingegen jedoch besonders hoch. Je nach dem aus
welchem tierischen Fett der Biodiesel dabei erzeugt wurde, kann ein Ausflocken
fester Partikel bereits zwischen 15 und 20 Grad Celsius erfolgen. Der aus
tierischen Fetten produzierte Biodiesel eignet sich deshalb in erster Linie zum
Beimischen. Um also auch bei nicht sommerlichen Temperaturen Biodiesel aus
tierischen Fetten verfahren zu können, empfiehlt sich eine Beimischung von 10
bis 15 % zu vorzugsweise aus Rapsöl gewonnenem Biodiesel.
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